Review: Lost Planet: Extreme Condition

Vor einiger Zeit hatten wir hier schon die XBox360-Version von Lost Planet: Extreme Condition im Test, die gute 88 % erreichte. Nun haben wir auch die PC-Version intensiv getestet. Ob die uns ähnlich begeistern konnte wie die XBox-Version verrät Euch unser Test.

Heiße Gefecht im Schnee

Wie bereits in der XBox 360 – Version geht es ohne viel Geplänkel sofort ans Eingemachte. Kaum angekommen auf dem Eisplaneten „E.D.N. III“ muss man sich schon mit einigem Gewürm und anderen fiesen Bestien rumschlagen. Schon in den ersten Spielsekunden wird klar, Lost Planet setzt auf viele Gegner und viele Explosionen. So bekommt man es im Spiel immer wieder mit riesigen Horden von Arkiden, Aliens, die teilweise an fliegende Würmer erinnern, NEVECs, eine hochtechnisierte Spezialeinheit und Piraten zu tun, wobei letztere nicht mit Schiffen unterwegs sind sondern entweder per pedes oder in sogenannten „Vital Suites“. Das sind Maschinen die stark an die Kampfläufer aus Star Wars erinnern. Bei dieser Menge von Gegnern braucht man natürlich auch das passende „Werkzeug“ um dieser Übermacht Herr zu werden. Glücklicherweise versorgt Entwickler Capcom den Spieler mit ausreichend Mitteln zur Gegenwehr. Zum Waffenarsenal zählen neben Schrotflinte und Maschinengewehr auch zum Beispiel Sturmgewehr, Scharfschützengewehr oder der Raketenwerfer. Und weil Lost Planet die Explosionen die es verspricht auch hält, darf man sich als Spieler ab und an auch hinter ein stationäres Geschütz setzen, zum Beispiel hinter einen Raketenwerfer, der macht dann kräftig bumm. Aber weil eine bewegliche Vernichtungsmaschinerie doch gleich viel netter ist darf man auch hinter den Vital Suites der Gegner Platz nehmen. Entweder indem man leer stehen Vital Suites auf der Karte findet oder man einfach den Gegner in seinem Vital Suites ausschaltet und selbst das Steuer übernimmt. Da es viele verschiedene Vital Suites gibt, zum Beispiel mit Raketenwerfer, MG, Schrotflinte, der Fähigkeit über kurze Strecken zu fliegen oder sogar der Möglichkeit sich zu verwandeln, bringen diese immer wieder eine nette Abwechslung.

Spider Pig

Für Spieler mit Hang zum Herumspinnen hat sich Capcom noch etwas besonderes einfallen lassen. Hauptfigur Wayne ist mit einem Haken ausgerüstet, der sich in vielen Felswänden oder Gebäuden festhaken kann und ihn auch glatte Wände hochzieht. Das sorgt dafür, dass man im sehr linearen Spielverlauf wenigstens etwas individuell vorgehen kann. Ein taktisch entscheidendes Mittel ist der Haken jedoch nicht.

Der Spinat mit dem Blubb

Eine weitere innovative Idee hatte Capcom mit der Thermalenergie. So heilt sich der Held automatisch, solange er genug dieser Thermalenergie hat. Diese bekommt er hauptsächlich indem er Gegner tötet, diese hinterlassen dann einen orangen Haufen der an den Spinat mit dem Blubb, nur eben in orange, erinnert. Läuft Wayne nun über diesen Haufen füllt sich seine Thermalenergie wieder auf. Umso größer der Gegner umso mehr Thermalenergie gibt’s. In den Grundzügen hat uns diese Idee beim testen sehr gut gefallen, jedoch ist sie noch nicht ganz zu Ende gedacht. So kamen wir während dem Spiel nie wirklich in Bedrängnis, weil wir immer genug Thermalenergie hatten. Auch hätte es uns besser gefallen, wenn man in geschlossenen Fahrzeugen und Gebäuden keine Thermalenergie verliert, das hätte realistischer gewirkt.

Story

Details wollen wir natürlich nicht verraten, nur so viel es geht um das Projekt „Frontier“ welches die Erwärmung des Planeten und somit das schmelzen des Eises zum Ziel hat. Erzählt wird die Story in netten Zwischensequenzen. Die Figuren sehen dabei aus als wären sie gerade einem japanischen Manga entsprungen. Weniger nett ist jedoch, dass man im kompletten Spiel kein einziges Wort auf Deutsch zu hören bekommt. Lediglich einen deutschen Untertitel gibt es. Von einem Vollpreisspiel sollte man eine gute Sprachausgabe erwarten können.

Neulich bei Capcom…

Als man neulich auf der Vorstandssitzung von Capcom einen Blick auf die Verkaufszahlen von Lost Planet warf, stellte man fest, dass man doch noch nicht genug Gewinn gemacht hatte. Was liegt da näher als eine billige Portierung auf den PC? So wird es zwar wohl (hoffentlich) nicht gewesen sein, doch beim Spielen der PC-Version kann dieses Gefühl schnell aufkommen. Das fängt schon im Menü an. Wenn man das Spiel startet kommt zuerst ein Menü, in dem es nur Start und Beenden gibt. Erst wenn man auf Start drückt kommt man ins eigentliche Menü. Möchte man das Spiel beenden kann man das nicht wie üblich einfach aus dem Hauptmenü heraus mit der Escape-Taste, nein man muss zuerst mit der Zurück-Taste wieder in das Anfangs-Menü und dort dann auf Beenden klicken. Übrigens gestaltet sich dass dank der miserablen Maussteuerung im Menü als nahezu unmöglich, also muss man auf die Tastatur zurückgreifen. Und die Schlampereien scheinen keine Ende nehmen zu wollen. Im Menü gibt es zwei Punkte für Einstellungen. Einmal den Punkt „Einstellungen“ und dann den Punkt „PC-Einstellungen“. In PC-Einstellungen stellt man alles wichtige ein wie Grafik, Steuerung etc. Unter Einstellungen dagegen kann man nur das XBox 360-Gamepad verwalten. Da die wenigsten PC-Spieler ein solches besitzen bzw. benutzen werden, ist diese Einstellung unnötig, noch unnötiger ist es jedoch dafür einen extra Menüpunkt zu erstellen. Doch leider beschränken sich die Mängel nicht nur aufs Menü. Die kleinste Unsinnigkeit im Spiel mit der man recht gut leben kann, ist, dass bei Tasten-Belegungen zuerst die Belegung des XBox-Kontrollers angezeigt wird, dann erst die vom Spieler gewählte. Schon etwas problematischer wird es bei der fummeligen Steuerung, die ist nämlich alles andere als ausgereift. Alles andere als in Ordnung ist aber was beim Schwierigkeitsgrad passiert ist. War die XBox-Version noch selbst für Profis fordernd war, unterfordert die PC-Version auf der niedrigsten Stufe selbst blutige Anfänger. Da das Zielen mit der Maus wesentlich einfacher und wesentlich schneller geht, die Geschwindigkeit des Spiels jedoch nicht angepasst wurde, hat man manche Gegner schon getötet, bevor diese reagiert haben. Und die Geschwindigkeit in der sich der Held fortbewegt ist auch alles andere als berauschend. Was im Singleplayer-Modus noch zu ertragen ist nimmt im Multiplayer-Modus viel Dynamik aus den Partien, da man kaum ausweichen kann, weil man einfach zu langsam ist. Eine andere von der Konsole geerbte, weniger schlimme, Krankheit ist, dass man nicht frei speichern kann. Bei der Portierung hat Capcom also auf ganzer Linie versagt.